Mit TUMO Talente für die digitale Zukunft finden

Dialog im Quadrat

TUMO? Wer mit diesem Begriff nichts anfangen kann, befindet sich in bester Gesellschaft. In Mannheim könnte sich dies bald ändern. Denn nach Berlin soll in der Quadratestadt nun bundesweit das zweite Zentrum für dieses außerschulische Bildungsprojekt entstehen, dessen Ziel es ist Kinder und Jugendliche spielerisch auf das Leben und Arbeiten im 21. Jahrhundert vorzubereiten. Vorgestellt wurde es nun bei einer Informationsveranstaltung der „Mannheimer Runde“ im Rahmen der Reihe „Dialog im Quadrat“, zu der die Mittelstandsvereinigung regelmäßig für die Region relevante Themen aufgreift. Gastgeber war diesmal das Möbelhaus XXXLutz.

Jugendliche, die freiwillig nach der Schule noch lernen? In den hochmodern ausgestatteten TUMO-Zentren ist das Realität: Tausende Schüler und Schülerinnen lassen sich in einer motivierenden Umgebung in kreativen Technologien schulen und haben auch noch Spaß dabei. Das vielfältige Angebot ist für die Teilnehmenden zudem kostenlos.

Und das mit voller Absicht, wie Christian Sommer betont: „Die Wirtschaft benötigt dringend Talente im Bereich Technologie, Digitales und Kreativität, um in den Zukunftsfeldern international relevant zu bleiben“. Der Geschäftsführer von NEXT Mannheim stellte beim jüngsten „Dialog im Quadrat“ vor rund 80 Mitgliedern der Mannheimer Runde einen „nach wie vor einen großen Nachholbedarf der klassischen Schulen bei der Vermittlung der zukünftig benötigten Kompetenzen an Kinder und Jugendliche“ fest. Als außerschulisches Lernzentrum könne TUMO diese Lücke schließen.

Wie notwendig es ist, mit TUMO Talente für digitale zu finden, zeigt laut Sommer auch das OECD-Ranking. Bei einer Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Jahr 2020 kam heraus, dass Deutschland bei Digitalisierungskompetenzen in Schulen auf Platz 77 von 79 untersuchten Ländern liegt. Wenn da nicht gegensteuert werde, hätten wir schon sehr bald ein Problem: „Bis 2023 werden in Deutschland 700.000 Technologie-Spezialisten zusätzlich benötigt.“
Dass Mannheim hier mal wieder vorne sein will, habe aber auch noch einen anderen Grund. In ihrem Leitbild habe sich bis 2030 verpflichtet, Bildungsgerechtigkeit sicherzustellen und Armut zu verhindern. Sommer: „Die soziale und kulturelle Teilhabe aller Mannheimerinnen und Mannheimer ist sichergestellt. Ein künftiges TUMO-Center hier wird sich auf Kinder aus sozial schwachen Quartieren sowie Mädchen besonders fokussieren“.

Weil hier soziale Aspekte mit volkswirtschaftlicher Notwendigkeit zusammenkämen, sei auch er sofort „Feuer und Flamme“ für dieses Projekt gewesen, bekannte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz als regelmäßiger Gast bei den „Dialogen im Quadrat“ der Mannheimer Runde. Dass man auch in Mannheim etwas tun und eine TUMO-Lizenz im Franchise-Verfahren erwerben müsse, davon habe ihn dann die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Trägerin des Berliner Zentrums „mit der Kraft der Kanzlerin“ überzeugt. Angela Merkel sei es nämlich gewesen, die dieses Bildungsprojekt in Armenien kennengelernt und seine Implementierung auch hierzulande vorangetrieben habe. 

Dass derartiger Rückenwind für den Erfolg ebenso unabdingbar ist, wie konzertierte Unterstützung aus der regionalen Wirtschaft, verdeutliche Christian Sommer mit Zahlen für ein künftiges TUMO-Zentrum in Mannheim. Entstehen soll es im Zentrum Mannheims auf attraktiven Flächen des Reiss-Engelhorn Museums und bis zu 100 TUMO-Arbeitsplätze für ca. 900 Jugendliche pro Woche bieten.  Gewählt wurde dieser Standort aufgrund seiner hochwertigen technischen Ausstattung und der optimalen Anbindung an den ÖPNV. 

Mit Starkmacher e. V. konnte bereits ein Träger und Betreiber des TUMO Center Mannheims gewonnen werden, der über große Kompetenzen in der Projektarbeit im Bereich digitaler Bildung auf lokaler und internationaler Ebene verfügt. In Zusammenarbeit mit NEXT MANNHEIM plant Starkmacher, das vorgegebene Konzept auf die Lebenswelten der Jugendlichen in Mannheim und der Region anzupassen.  Auch wenn die mit 380.000 Euro nicht unerheblichen Raumkosten von der Stadt gestemmt werden, ist dennoch eine Finanzierungslücke vorhanden. Der laufende Betrieb eines TUMO-Centers muss von privater Seite mindestens für einen Zeitraum von fünf Jahren, finanziert werden, was etwa ca. 1,5 Mio. Euro im Jahr verschlingt. 

Nicht zuletzt deshalb nutzte der NEXT-Geschäftsführer die Gelegenheit, bei den anwesenden mittelständischen Unternehmern um Mithilfe zu bitten. „Melden Sie sich bei Interesse und lassen Sie uns über Möglichkeiten reden, wie Sie sich hier einbringen können“, warb Sommer um tatkräftige Unterstützung „für eine tolle Sache“. Das dies auf fruchtbaren Boden fällt, davon zeigte sich abschließend Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz überzeugt: „Wir haben hier mit einem hervorragenden Netzwerk exzellente Voraussetzungen für die erfolgreiche Einrichtung des zweiten TUMO-Centers in Deutschland“.  Und: „Es wird nicht alle unsere Probleme mit dem Fachkräftemangel lösen, aber dafür sorgen, dass wir in einigen Jahren besser dastehen als jetzt.“

Zuvor hatten die Gastgeber wie immer beim „Dialog im Quadrat“ die Möglichkeit, ihr Unternehmen den Mitgliedern vorzustellen. XXXLutz-Deutschlandchef Alois Kobler hatte dafür auf dem Heimweg nach Würzburg sogar einen großen Umweg in Kauf genommen, um seine Grüße auch persönlich übermitteln zu können. „Ich komme viel herum, aber so ein Forum wie die Mannheimer Runde gibt es meines Wissens kein zweites Mal“ brachte er der Mittelstandsvereinigung höchste Wertschätzung entgegen. Den Landes-CEO der mit über 350 Einrichtungshäuser in 13 europäischen Ländern international aufgestellten Unternehmensgruppe beeindruckt vor allem der intensive Dialog des regionalen Mittelstandes mit der Stadtverwaltung. „Ich finde es großartig, wenn man sich zusammentut, um gemeinsam etwas zum Positiven zu verändern“.

Dass eine ähnliche Einstellung auch in der XXXLutz-Gruppe vorhanden ist, berichtete im Anschluss Kommunikationschef Volker Michels in seiner interessanten Unternehmenspräsentation. Dabei war zu erfahren, dass von den insgesamt über 27.500 Mitarbeitenden von XXXLutz allein 11.000 in den 49 Einrichtungshäusern in Deutschland arbeiten und damit erheblich zum Jahresumsatz von 5,43 Milliarden Euro weltweit beitragen. Den Erfolg teilt die Gruppe gerne mit seinen Angestellten in Form zahlreicher sozialer Leistungen. In den eigenen Schulungszentren findet ständige Aus- und Weiterbildung statt, für die das Unternehmen allein 11 Millionen springen lässt. Kein Wunder, dass jährlich 1000 neue Azubis einen Beruf darin erlernen. Aber es profitieren auch bedürftige Menschen außerhalb der Möbelhäuser. Die RedCHAIRity Stiftung schüttet regelmäßig beachtliche Summen für soziale Projekte aus. Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit für XXXLutz ein wichtiges Thema. Michels abschließend: „Alle Zeichen stehen auf Nachhaltigkeit!“     

Was ist TUMO?
TUMO ist ein innovatives Lernkonzept aus Armenien. Seit 2020 gibt es das erste und bislang einzige TUMO-Center in Berlin. Neben dem Ur-Standort im namensgebenden TUMO-Park von Erivan gibt es weitere Einrichtungen bislang nur in Paris, Moskau, Beirut und Tirana. Die Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren kommen zweimal zwei Stunden pro Woche zu festen Zeiten ins Zentrum und begeben sich auf ihre eigene digital unterstützte Lernreise.

Diejenigen, die zur gleichen Zeit ins Zentrum kommen, bilden eine Lerngruppe. In Berlin besteht eine Lerngruppe aus bis zu 150 Jugendlichen. Im TUMO-Zentrum absolvieren sie spezielle Selbstlernmodule für alle im Zentrum angebotenen Themen. Diese sind: Robotics, 3D-Modeling, Animation, Grafikdesign, Filmerstellung, Musik, Fotografie, Zeichnen, Programmieren und Spielentwicklung.

Nach Abschluss der Orientierungsphase, in welcher alle Jugendliche alle Themengebiete kennenlernen, entscheiden sie sich für drei Themengebiete. Dann erstellt die moderne TUMO Software einen persönlichen Lernpfad, den TUMO Path, welchen die Jugendlichen aber jederzeit selbstständig und flexibel an ihre Bedürfnisse anpassen können.

Angela Merkel besuchte während ihrer Armenien-Reise im August 2018 das privat finanzierte TUMO Center for Creative Technologies in Jerewan und war begeistert von dem Projekt.