An der Digitalisierung kommt keiner mehr vorbei 05.03.2020

Dialog im Quadrat

Den Dialog mit der Kommune ständig am Laufen halten: Diese Aufgabe hat sich die „Mannheimer Runde“ auf die Fahnen geschrieben. Dreimal im Jahr lädt die Mittelstandsvereinigung daher zum „Dialog im Quadrat“, bei dem hochaktuelle Themen beleuchtet und anschließend auf dem Podium diskutiert werden. Auf der Agenda stand diesmal „Digitalisierung“, was immerhin gut 100 Mitglieder motivierte, der Einladung zur ersten Veranstaltung in 2020 zu folgen. Aus aktuellem Anlass nutzte Oberbürgermeister Peter Kurz seinen Auftritt vor der illustren Runde, um ein weiteres brennendes Thema aufzugreifen und die Linie der Stadtverwaltung im Umgang mit dem Coronavirus zu erläutern.

„Wir sollten trotz der Dynamik der Kommunikation rund um dieses Thema unsere Nüchternheit bewahren und die richtige Balance für die notwendigen Maßnahmen finden“, will das Mannheimer Stadtoberhaupt bei allen Entscheidungen im Rathaus auf die „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ achten. „Es geht hier also nicht vordergründig um individuellen Schutz vor dieser Erkältungsart, sondern vor allem um eine Verlangsamung ihrer Ausbreitung“, sagte Kurz. Mittlerweile gingen die Experten davon aus, dass ein Großteil der Bevölkerung auch hier in unserer Region den Virus in sich tragen werde.

Ungeachtet dessen seien durch Veranstaltungsabsagen und andere Vorbeugungsmaßnahmen bereits erste Auswirkungen auf die Wirtschaft zu spüren. Drei Mannheimer Unternehmen hätten bereits Kurzarbeit anmelden müssen. Den anwesenden Mittelständlern bot der Oberbürgermeister die Hilfe seiner Verwaltung an, sollte es sie ebenfalls noch treffen: „Wir haben die richtigen Kontakte, sprechen Sie uns einfach an“.

Nicht weniger interessant waren zuvor die Vorträge zum eigentlichen Thema gewesen. Gastgeber Kai Kemper hatte dabei nicht nur am Beispiel seiner jungen Käfertaler „Fast-Alles“-Agentur Go7 gezeigt, wie tief das Thema „Digitalisierung“ die alltägliche Arbeit beeinflusst, sondern auch deren mit den neuen Generationen, wachsende Bedeutung verdeutlicht. So zeigten die in einem Video vorgestellten Erwartungen der „digital natives“, dass „es nicht mehr darum geht, ob man sein Unternehmen digitalisiert, sondern nur noch wie gut man es macht“.

Dass Mannheim die smarteste Verwaltung in ganz Deutschland hat, erfuhren die Mittelständler dann von Thomas Wiesler, der mit seinem Vortrag „Digitalisierung der Stadt Mannheim auf dem Weg zu Smart City Projekten“ die entsprechende Strategie erläuterte. Nicht ohne Stolz verwies der städtische IT-Leiter darauf, dass Mannheim mit einer eigenen, zentralen Einheit für Digitalisierung und den Angeboten Dokumentenmanagement und eRechnung überzeugen konnte.

Aber auch die Online-Terminvergabe, Online-Bürgerservices und vor allem die Gestaltung der Homepage und die vorhandenen Kommunikationsmöglichkeiten hätten viele Punkte im Ranking gebracht. Mannheim gehöre damit zu den Vorreitern im E-Government. Darunter verstehe man die Vereinfachung von Prozessen zur Information, Kommunikation und Transaktion bei Behörden. Angesichts der zahlreichen gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien „kein leichter Weg“, wie Wiesler mit einem Augenzwinkern betonte.

Der Zustimmung seines Publikums konnte der IT-Experte auch beim Hinweis sicher sein, dass sich die Stadt Mannheim als Partnerin der ansässigen Unternehmen sehe. Man unterstütze nicht nur bestehende und neue Netzwerke, sondern fördere auch das Entstehen neuer digitaler Geschäftsmodelle zu Gunsten der Stadtgesellschaft. Dafür sei eine umfassende, in das Leitbild Mannheim 2030 eingebettete Digitalisierungsstrategie entwickelt worden.

Deren Ziel sei es, Leistungen der Verwaltung digital verfügbar zu machen, Unternehmen in ihrer digitalen Kooperation zu unterstützen und sie mit der Wissenschaft zu verknüpfen.  Auch digitale Start-ups würden gefördert, damit neue digitale Services und Geschäftsmodelle entstehen könnten. Wichtiges Element der Digitalisierungsstrategie sei darüber hinaus die Entwicklung eines „Mannheimer Standards“ im Bereich Datenhoheit und Datenschutz. Stichwort hier: Digitale Souveränität der Stadt, aber auch ihrer Bürgerinnen und Bürger.